Unschärfe, Randabschattung, Farb- und Verzeichnungsfehler – ein perfektes Objektiv hat nichts davon. Rauschlose, sensorstabilisierte, höchstauflösende Kameras – die perfekte Kamera. Beides gepaart wird wohl das perfekte Foto hervorbringen. Zumindest das Foto, was durch mehr oder weniger intensive Bildbearbeitung dann den eigenen Look erhält, inklusive Vignette und Weichzeichner. Presets oder Styles gibt es ja zuhauf für nahezu alle Raw-Konverter und Bildbearbeitungsprogramme.
Seit einigen Monaten spielte ich mit dem Gedanken, mir ergänzend zu meinen anderen manuellen Objektiven, mit teilweise stolzem Alter, ein manuelles 50mm Objektiv zu kaufen. Es sollte kein perfektes Objektiv sein, sondern eines mit Charakter und möglichst passendem Bajonett für meine eher jüngere Kamera. Bei meinen Recherchen stieß ich Ende des letzten Jahres auf das Zhong Yi Mitakon Speedmaster 50mm f0.95 Version III.
In diesem und weiteren Beiträgen für manuelle Objektive mit Brennweiten von 85 mm, über 100 mm bis 135 mm möchte ich den Charakter dieser Objektive vorstellen. Dieser zeigt sich aus meiner Sicht am stärksten bei Offenblende.
Das Mitakon ist das lichtstärkste der betrachteten Objektive – f = 0.95. Welche Leistung und Möglichkeiten in dem Objektiv stecken, sollen die Fotos in unterer Galerie zeigen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Selbst bei der Astrofotografie und im weitesten Sinne Architektur bin ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Die Konstruktion und 11 Blendenlamellen erzeugen einen schönen Unschärfeverlauf. Die hohe Lichtstärke wünscht sich regelrecht Wenig-Licht-Situationen 🙂 . Mein bevorzugter Einsatzbereich ist Portrait und Natur. Für Action-Fotografie ist es sicher nur bedingt geeignet.
Das Mitakon Speedmaster 50mm f/0.95 III ist rein mechanisch und massiv aus Metall gefertigt. Der Blendeneinstellring rastet nicht, es erfolgen keine Information an die Kamera. Die Fokussierung hat über die Schärfebeurteilung des Objektes durch den Sucher (oder Liveview) zu erfolgen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, trägt aus meiner Sicht wesentlich zur fotografischen Gestaltung durch gezielte Schärfe/Unschärfe bei. Point-and-Shoot kann klappen, muss aber nicht. Das trifft auch auf alle weiter betrachteten Objektive zu, da sie ein Mindestalter von 35 Jahren haben. Weiterhin ist mehr Geduld erforderlich und ein gewisses Lernen mit dem Objektiv nötig.
Danke für den schönen Bericht. Tolle Aufnahmen. Scheint wirklich ein sehr gutes Objektiv zu sein. Freue mich schon auf weitere Bilder davon.