Die Biber an der Schwabach

Seit über fünf Jahren bin ich mit der Kamera in und um Erlangen unterwegs – auf den Spuren eines Tieres, das vielen zwar bekannt ist, aber doch nur selten in freier Wildbahn beobachtet werden kann: dem Biber.

Was mich immer wieder aufs Neue fasziniert, ist seine unglaubliche Anpassungsfähigkeit, seine Ruhe – und natürlich sein beeindruckendes Talent als Baumeister unserer Gewässer. Doch so faszinierend die Tiere auch sind, so schwierig ist es, sie vor die Linse zu bekommen. Viele Stunden verbringe ich regungslos am Ufer der Schwabach – oft ohne auch nur einen Blick auf meine pelzigen Freunde zu erhaschen.

Doch in den letzten zwei Wochen hat sich das Blatt gewendet. Dank unseres ersten Vorsitzenden Othmar, erfuhr ich, dass die Biber an der Schwabach gerade recht aktiv sind: Gleich an drei Abenden durfte ich die Biber in Aktion erleben. Insgesamt habe ich rund 10 bis 12 Stunden an der Schwabach verbracht – und wurde für meine Geduld reich belohnt. Die Tiere zeigten sich nicht nur aktiv, sondern auch neugierig und erstaunlich wenig scheu. Für mich als Naturfilmer ein echter Glücksfall!

Nach zwei Wochen intensiver Nachbearbeitung – Schnitt, Color Grading, Musikauswahl und Voice-over inklusive – ist er nun endlich fertig:

Meine neue Naturdoku: Die Biber an der Schwabach

Ich nehme euch mit auf eine Reise in das Revier dieser faszinierenden Tiere. Ihr seht sie aus nächster Nähe, erlebt ihr Verhalten und ihre Lebensweise – authentisch, ruhig und mit viel Liebe zum Detail festgehalten.

Für alle Technikbegeisterten habe ich weiter unten – direkt nach der Bildergalerie – einen „Behind the Scenes“-Abschnitt eingefügt. Dort gebe ich einen ausführlichen Einblick in die Entstehung des Films, meinen Workflow sowie das eingesetzte Equipment.

Einblicke in Bildern – Fotografien der Biber an der Schwabach

Neben den Filmaufnahmen habe ich auch die Gelegenheit genutzt, eine Reihe von Fotografien anzufertigen. Dabei war es mir wichtig, die ruhigen, oft flüchtigen Momente einzufangen – den konzentrierten Blick beim Nagen, das lautlose Gleiten durchs Wasser oder das entspannte Miteinander am Ufer. Auch das ein oder andere Tier (in diesem Fall ein Turmfalke) ist mir vor die Linse gekommen.

📸 In der folgenden Galerie zeige ich euch eine Auswahl meiner Lieblingsaufnahmen – Momentaufnahmen, die vielleicht noch einmal mehr verdeutlichen, wie besonders und schützenswert unsere heimischen Biber sind.

Behind the Scenes – Technik, Tücken und tierische Geduld

Da unser Verein sich insbesondere der Förderung der Foto- und Videografie verschrieben hat, möchte ich euch hier ein wenig hinter die Kulissen meiner Dokumentation mitnehmen und erzählen, wie die Aufnahmen technisch entstanden sind – für alle, die sich für das Handwerk hinter den Aufnahmen interessieren.

Zum Einsatz kam bei den Filmaufnahmen meine Canon EOS R5 Mark II, eine Kamera, die auch unter schwierigen Lichtbedingungen ordentliche Ergebnisse liefert. Als Objektiv diente das Sigma 60–600 mm DG OS HSM Sports – ein echtes Arbeitstier mit großem Brennweitenbereich, allerdings leider nicht sonderlich lichtstark ( f4,5-6,3). Gerade in der Dämmerung bedeutete das, dass ich mit vergleichsweise hohen ISO-Werten arbeiten musste, was später in der Nachbearbeitung noch eine besondere Rolle spielte.

Da Biber bekanntlich vor allem in den späten Abendstunden und nachts aktiv sind, war zusätzlich eine leistungsstarke Lichtquelle nötig. Ich habe mich hier für die Fenix LR50R entschieden, eine Taschenlampe mit bis zu 12.000 Lumen, die zuverlässig für genügend Ausleuchtung sorgte. Die Biber selbst ließen sich davon übrigens erstaunlich wenig beeindrucken. Sie nahmen das Licht völlig gelassen hin und zeigten keinerlei gestörtes Verhalten. Laute Geräusche und hektische Bewegungen mögen die Biber hingegen gar nicht und sind flink im Wasser verschwunden.

Eine ganz andere Herausforderung stellte mein eigenes Sehvermögen dar. Das kleine 3,5-Zoll-Display an der Canon ist für meine Augen mittlerweile einfach zu winzig, vor allem im Zwielicht. Ständig zwischen Brille auf, Brille ab und dem Versuch, einen Biber im richtigen Moment zu erwischen, ist kein besonders effizienter Workflow. Am letzten Abend habe ich deshalb einen externen Monitor mitgebracht: den Atomos Shogun Ultra. Dieser bietet nicht nur ein angenehm großes 7-Zoll-Display, sondern dient gleichzeitig auch als Recorder, mit dem ich die Aufnahmen direkt in hochwertigen Formaten aufzeichnen konnte.

Das gesamte Setup war auf einem soliden Manfrotto-Stativ montiert, das mit einem Fluid-Videoneiger ausgestattet ist – ideal für weiche, kontrollierte Kamerabewegungen, was bei 600 mm Brennweite wirklich wichtig ist. Dennoch ist es bei schnellen Schwimmbewegungen der Biber eine echte Herausforderung, die Kamera ruhig zu halten. Dazu aber später mehr.

So sieht das Setup für eine erfolgreiche Filmsession dann aus…

Bei den Kameraeinstellungen war viel Fingerspitzengefühl gefragt. Ich habe versucht, den ISO-Bereich so klein wie möglich zu halten, aber mit abnehmendem Licht wurde das zunehmend schwieriger. Die Blende war durchgängig offen eingestellt, also auf die kleinstmögliche Zahl, um so viel Licht wie möglich einzufangen. Die Belichtungszeit orientierte sich an der Bildwiederholfrequenz der Filmaufnahmen – bei 60 Bildern pro Sekunde lag sie bei 1/60, bei 120 Bildern entsprechend bei 1/120. Zwar gilt normalerweise die Faustregel, den doppelten Kehrwert der Framerate zu verwenden, aber das hätte hier zu noch höheren ISO-Werten geführt, die ich unbedingt vermeiden wollte. Bei den Fotoaufnahmen habe ich je nach Situation auch einen Blitz eingesetzt.

Gefilmt habe ich in unterschiedlichen Formaten – je nach Situation und gewünschtem Effekt. Teilweise kam 8K mit 60 Bildern pro Sekunde zum Einsatz, teilweise 4K mit 120 Bildern für Zeitlupeneffekte. In manchen Szenen habe ich sogar im speziellen Canon RAW Format gefilmt, das zwar enorme Datenmengen erzeugt, aber dafür die maximale Flexibilität in der Nachbearbeitung bietet. Alternativ habe ich auch mit dem Branchenstandard Apple ProRes gearbeitet. Zusätzlich wurde durchgehend das Canon Log 2 Profil verwendet – eine spezielle Gammakurve, die für professionelle Kinokameras entwickelt wurde und einen besonders großen Dynamikumfang bietet. Sie ermöglicht es, sowohl in den hellen als auch in den dunklen Bildbereichen möglichst viele Details zu erhalten und diese später beim Color Grading herauszuarbeiten.

In der Postproduktion bin ich dieses Mal etwas anders vorgegangen als bei meinen früheren Filmen. Zunächst habe ich in Adobe Premiere Pro CC 2025 einen Grobschnitt der von mir ausgewählten Sequenzen vorgenommen. Im Anschluss habe ich das Color Grading durchgeführt, also die Belichtung und Farbgebung angepasst, und gezielte Zeitlupeneffekte sowie digitale Zooms eingefügt. Gerade bei den 8K-Aufnahmen ist es möglich, im Nachhinein ohne Qualitätsverlust auf 4K noch bis zu 50 Prozent ins Bild hineinzuvergrößern – ein großer Vorteil bei Naturaufnahmen. Die bearbeiteten Clips habe ich dann im Apple ProRes Format exportiert, um möglichst wenig Qualitätsverluste in der weiteren Bearbeitung zu haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Projekt bereits ein Datenvolumen von etwa 150 Gigabyte erreicht.

Da ich, wie erwähnt, mit hohen ISO-Werten arbeiten musste, war Bildrauschen ein unvermeidbares Problem. Gleichzeitig war es trotz des Stativs schwierig, bei den schnellen Bewegungen der Biber komplett verwacklungsfreie Aufnahmen zu erzielen. Um diese beiden Probleme in den Griff zu bekommen, habe ich das Programm Topaz Video AI 7 eingesetzt. Diese Software verwendet KI-gestützte Modelle, um Videos zu entrauschen, zu stabilisieren oder sogar hochzuskalieren. Der Verarbeitungsprozess lief eine ganze Nacht lang – mein PC hatte also einiges zu tun. Heraus kamen über 200 Gigabyte an hochqualitativem Filmmaterial, das nun deutlich ruhiger und sauberer wirkte als zuvor.

Aus diesen stabilisierten und entrauschten Sequenzen habe ich dann in Premiere Pro den finalen Film geschnitten und passende Musik hinzugefügt. Für das Voice-Over habe ich ebenfalls auf KI zurückgegriffen. Die Sprechertexte wurden synthetisch mit Googles WaveNet Stimmen erstellt und anschließend mithilfe eines Modells weiter optimiert. Vielleicht erkennt ihr ja, an wen euch die Stimme erinnert?

Intro und Abspann des Films sind in Adobe After Effects CC 2025 entstanden – ebenfalls mit viel Liebe zum Detail. Zum Schluss habe ich den fertigen Film exportiert und die finalen rund 150 Gigabyte auf YouTube hochgeladen.

Ich hoffe, dieser kleine Blick hinter die Kulissen war für euch ebenso spannend wie die Aufnahmen selbst. Vielleicht konnte ich ja den einen oder anderen inspirieren, selbst mit der Kamera loszuziehen – oder einfach ein bisschen besser zu verstehen, wie viel Geduld, Technik und Herzblut in solchen Projekten steckt.

4 Gedanken zu „Die Biber an der Schwabach

  1. Othmar Wiesenegger

    Lieber Dirk,
    eine geniale Produktion mit einer umfassenden Beschreibung der kleinen Nager.
    Dazu noch die Beschreibung der Technik, echt toll!
    Weiter so mit Deiner Ausdauer und Kreativität,
    Othmar

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    1. Michaelpaulus

      Spektakulär. Absolut spektakulär und einer Profi-Arbeit in jeder Hinsicht ebenbürtig. Ich werde ziemlich blass, wenn ich dieses Werk mit meinen Hobby-Knippsereien vergleiche. Respekt. Tolle Arbeit.
      Und deine Statisten sind wirklich ganz tolle fleissige Nager. Gut dass die nicht mehr bejagt werden können. Und sehr wichtig und nützlich für jedes Biotop in dem sie ihre beeindruckende Arbeit verrichten.

    2. Five-Birds Artikelautor

      Danke für eure lieben Worte. Ich bin dankbar das Othmar mich wieder auf die Nager an der Schwabach aufmerksam gemacht hat. Es ist wirklich schön, dass die Population der Biber wieder so zugenommen hat und sie unter Naturschutz stehen. Leider gibt es auch immer wieder Berichte über Menschen, die den Biber noch jagen.

  2. rentnerazubi

    Klasse gemacht, tolle Aufnahmen. Beim Film hätte ich vielleicht die Lautstärke der Musik etwas zurückgenommen, da deine Erklärungen akustisch etwas untergegangen sind.

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