Gleich vorweg, die Bilder sind nicht von mir, sondern von Wasiliy Strecker, mit dem ich wegen eines neuen Plugins (Contest Gallery) im Kontakt bin. Es hat sich heraus gestellt, dass er bei Franzis für die Software HDR-Pro verantwortlich ist und dazu hat er mir einige eigene Bilder als Beispiele zukommen lassen. Das fördert dann natürlich meine Neugier, wie denn die Bilder in Lightroom bearbeitet sein könnten. Diesen Selbst-Versuch habe ich hier gemacht und stelle die Ausgangsbilder als normale jpg wie sie aus der Kamera kommen den One-Shot-HDR-Bildern, wie sie der Wasiliy bearbeitet hat und den Lightroom Bearbeitungen von mir gegenüber.
Das ist kein absoluter Qualitätsvergleich, wie das „beste Bild“ auszusehen hat. Ich weiß, dass hierzu die Vorstellungen der Betrachter viel zu unterschiedlich sind. Deshalb soll bitte jeder selbst seine eigene Vorstellung entwickeln und sich fragen, wie er/sie es gemacht hätte. Trotzdem gilt für mich die schon immer wieder betonte Aussage, dass ich mit jpg aus der Kamera nicht zufrieden sein kann. Die heutigen Kameras können zwar sehr viel, aber die Bilder werden eben immer auf den best möglichen Durchschnitt hin optimiert. Und wie gesagt, Durchschnitt ist mir zu wenig.
Hier nun zuerst die jpg-Bilder.
Die Stadtansicht ist ein klassisches Beispiel für eine gelungene Durchschschnittsdarstellung wie sie aus heutigen Kameras kommt. Der Himmel zart blau, die Wolken selbst ohne große Kontraste. Auch im Stadtbild und am Flussufer zarte Kontraste mit dem milden graugrünen Wasser der Salzach. Was will man mehr?
Die Katholische Stadtpfarrkirche St. Jakob zeigt im Streiflicht schöne Kontraste und auch der Himmel ist in sattem Blau. Allerdings gibt es keinerlei Zeichnung mehr im unteren Teil der Zwiebeltürme.
Die „Street of Fame“ (steht im Hintergrund so auf dem Banner) stellt schon höhere Ansprüche Die Kontraste sind ausgeglichen, so wie die Algorithmen der Kameras eben programmiert sind. Aber für mich ein blasses Bild.
Der Ausschnitt aus der Burgmauer ist ebenso gnadenlos gemittelt. Alles in ziemlich blassen aber dadurch voll durchgezeichneten Stukturen ohne Detailkontraste und dazu ein zart-blassblauer Himmel.
Als nächstes kommen die „One-Shot“-HDR Bilder, die der Wasiliy mit HDR-Pro-3 gemacht hat. Von One-Shot HDR spricht man, wenn man aus einer Raw-Datei ein HDR-Bild erzeugt. Dazu werden zwei oder mehr synthetische Auszüge aus der Raw-Datei gewonnen (dunkel/mittel/hell/…) und diese dann zum HDR Bild zusammen gefügt.
Bei der Stadtansicht sieht man sofort den Unterschied zum „Durchschnittsbild“ aus der Kamera. Schöne kräftige Farben im Himmel mit guten Kontrasten in den Wolken. Dann im Mittelteil sehr schöne Durchzeichnung und gute Kontraste in den grünen Bereichen der Bäume. Auch im Stadtbild kräftigere Farben und bessere Kontraste. Hier sieht man, was man mehr haben kann.
Das Mauerwerk der Stadtpfarrkirche zeigt hier schöne Detailkontraste, aber geht man näher ins Bild rein glaubt man auch ein wenig unnatürlich wirkende Artefakte zu sehen (liegt vielleicht nur an der jpg-Umwandlung?). Das Blau des Himmels ist ein wenig verschwärzlicht und drückt so zu sehr von oben herab. Die Licht Schatten Strukturen wirken insgesamt aber sehr ausgewogen, lediglich die unteren Bereiche der Zwiebeltürme haben wieder keinerlei Zeichnung.
Die „Street of Fame“ zeigt diesmal alle Farben und Strukturen in einem ausgewogenen Verhältnis. Alle Farben, egal ob auf der Lichter oder Schattenseite sind voll durchgezeichnet. Die Licht-/Schattengrenze ist zwar deutlich sichtbar, aber alles scheint gleichmäßig belichtet. Wirklich dunkle Schattenbereiche fehlen dadurch und machen für mich das Bild noch mehr zum Durchschnitt. Die Lebendigkeit fehlt.
Ich hatte die RAW-Bilder zur Verfügung und konnte damit versuchen, die Möglichkeiten von Lightroom auszuschöpfen. Gleich vorne weg: ein RAW-Bild zu verarbeiten ist etwas sehr individuelles. Die Vorstellung des Fotografen, wie denn das fertige Bild aussehen soll bestimmt das Ergebnis.
Die meisten Menschen wissen mehr oder weniger gut, welches Blau der Himmel hat. So ist auch hier das Himmelsblau der erste Anhaltspunkt und passt sich in Farbe und Kontrast gut ein. Aber betrachtet man den Fluss (die Salzach) im Vergleich mit den anderen beiden Bildern ist man vielleicht überrascht. Blaugrün schimmert er uns entgegen. Klar, das Blau des Himmels reflektiert und auch im ersten jpg-Bild ist der blau-grünton schon ansatzweise zu erkennen. Ich habe bei diesem Bild bewusst hohe Kontraste gewählt und das Grün in der Bildmitte in der Helligkeit entsprechend angehoben. Da ich nicht „lokal“ gearbeitet habe, wirkt sich das aufs ganze Bild aus. Ich war nicht persönlich vor Ort und weiß leider nicht, ob wir hier der Wirklichkeit gerecht werden, aber meine Vorstellung von einer Stadtansicht im grellen Sonnenlicht entspricht genau diesem Ergebnis. Es ist meine persönliche Interpretation.
In beiden Bildern der Stadtkirche vorher ist mir der leichte bläulich-lilane Schimmer in den großen Kirchenfenstern aufgefallen. In dem Grau der Mauern ist dies etwas ganz besonderes und es sind nur wenige Klicks, dies heraus zu arbeiten. Das bringt ein wenig Farbe ins ansonsten graue Mauerwerk. Auch der Himmel ist klar blau ohne Übertreibung und für mich ebenso wichtig ist, dass in den Zwiebeltürmchen auch auf der Unterseite eine gute Durchzeichnung vorhanden ist. RAW enthält eben fast alles. Man muss es nur erkennen und sichtbar machen.
In der „Street of Fame“ war ich überrascht, dass ich mit wenigen Einstellungen an den Schiebereglern schon ein nahezu perfektes Ergebnis hatte. Erst danach suchte einige Stellen aus, an denen ich dann lokal noch ein wenig eingegriffen habe (die beiden Grünpflanzen rechts). Selbst der Torbogen links unten ist noch voll durchgezeichnet (wenn auch schon sehr dunkel), aber für mich macht das ganz klar den Unterschied aus. Man braucht auch dunkle Schatten, um dem Bild Plastizität zu geben. Für mich gehört bei jedem Bild auch dazu, das Bild ein wenig „aus-/ und aufzurichten“. Man sieht das hier an den geraden Linien der Pflastersteine ganz im Vordergrund, aber auch die Hauswände sind damit einbezogen. Das macht die tolle Zentralperspektive des Bildes erst perfekt.
Bei der Burgmauer gibt es keinen HDR-Vergleich, aber gegenüber dem jpg-Bild wurden hier die Detailkontraste leicht angehoben, die Farbe im Himmel wieder hergestellt und vor allem der Ausschnitt ein wenig verkleinert. Das Mauerwerk links und rechts des Fensters war einfach unausgewogen.
Hier ist mein Video zum „Making of“ der Burgmauer in Lightroom auf Vimeo. Die Anzeige erfolgt über diesen lokalen Link nur in niedriger Qualität. Klickt man unten rechts auf das HD-Logo, wird man direkt zu Vimeo weiter geleitet und kann dort das Video in HD ansehen. Und man kann dann auch im Vollbildmodus die volle Qualität sehen.
Lieber Wilhelm,
zu Zeit kämpfe ich ja auch mit der Bearbeitung der Bilder im Raw-Format. Ich fotografiere noch in jpg und Raw, dadurch habe ich auch den Vergleich und ich muß gestehen, mit Lightroom kann man ganz tolle Aussagen aus einem Bild machen, was Du ja bei den obigen Bildern gut gezeigt hast. Leider bin ich technisch unwissend, aber was Du aus den Bildern gezaubert hast ist gut anzusehen. Toll! Wie hast Du das mit der Burmauer und dem Durchblick geschafft? Solche Bilder habe ich auch und bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Müssen wir uns mal kurzschließen!
Danke Heiderose für den Kommentar. Das hat mich dazu bewogen, ein „Making of“-Video zu dem Bild der Burgmauer zu erstellen. Es ist am Ende des Beitrages zu sehen.
Viel Spaß beim Nachmachen mit den eigenen Bildern.