Fotografie & Haiku

Für mich ist die Adventszeit noch immer die „stade Zeit“. Zeit einen Gang zurückzuschalten, zur Ruhe zu kommen. Eine Zeit mich auf das Wesentliche zu besinnen.

Auf das Wesentliche beschränken sich auch die, meist dreizeiligen, schlichten, japanischen Haikus, getreu dem Spruch: „Das Einfache ist nicht immer das Beste. Aber das Beste ist immer einfach“.

Mein besonderer Blick in der Fotografie gilt auch der Reduktion und Abstraktion, unter dem Begriff: „Wabi-Sabi, das Schöne im Leisen.“

Das zurückgenommene, einfache in der Fotografie harmoniert gut mit Haikus, denn im Haiku geht es immer darum, dass ich zufällig etwas beobachte oder empfinde. Für mich bilden die Wabi – Sabi – Fotografie und Haiku eine Einheit.

Genaugenommen kann man Haikus gar nicht machen, sie können einem nur begegnen. So habe ich mich einfach inspirieren lassen von meinen Fotografien.

Das Stichwort beim Haiku ist immer „die Natur“, also alles was lebt.

Gegenstand des Haiku ist ein Naturgegenstand außerhalb der menschlichen Natur. Abgebildet wird eine einmalige Situation oder ein einmaliges Ereignis. Diese Situation oder dieses Ereignis wird als gegenwärtig dargestellt.

Die Haiku – Kompositionen sind eine Mischung aus kleinen Geschehen, also Minimalismus, Reduktion und innerer Ruhe.

Endlich anhalten
in der unheimlichen Dunkelheit
Tunnelwände
Gefangen
im Dunkel der Gefühle
endlos
Oh Herbst
der Wind streicht mir wie deine Hände
durch mein Haar
Seit du gegangen
wurden es lange Tage
warten, warten
Kaum Erde berührt
ist der erste Schnee lautlos
beinah zerronnen
Die Glut erlischt
am Himmel leise
ziehn die Sterne auf
Langsam, Tag an Tag
reihen sich aneinander
vergangene Dinge.
Die Liebe
die uns sicher erscheint, erachten wir
am geringsten
Abendstunde
der Klang der Gläser
ein neuer Ton

Komm, lass uns schlafen gehn
das neue Jahr ist eine
Sache von morgen  
Chaos sei willkommen
denn die Ordnung hat
versagt

Sonnenuntergang
die leuchtenden Gesichter
verblassen wieder
Novembersonne
gelb leuchten die Blätter auf
bevor sie verlöschen
Allein gewandert
Am Abend der fremde Klang
meiner Stimme
Erster Tag im  Jahr
nichts ist böse, nichts ist gut
sondern alles – lebt
Morgenstille
da kamen weiße  Wolken
traumbeschwert
In der anderen Welt
wünsche ich mir einen Fluss
und ein paar Bäume                                    Basho  1644-1694

Lautlos
verlässt das Blatt den Baum
voller Farben

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4 Gedanken über “Fotografie & Haiku

  1. rentnerazubi

    Passend zur Weihnachtszeit ein sehr besinnlicher Betrag mit sehr interessanten und schönen Bildern.

  2. Alpha-Mann

    Eine sehr schöne Zusammenstellung “reduzierter” Bilder, die Ruhe und Tiefe ausstrahlen, dazu passende und poetische Texte!

  3. Elke Beitrags Autor

    Über Eure Kommentare freue ich mich
    Elke.

  4. Leicianer

    Toll gemacht, dein Beitrag! Die kleinen Texte erreichen ein Verweilen bei dem jeweiligen Bild und man beschäftigt sich intensiver damit – sozusagen auf zwei Ebenen: der visuellen und der geistigen.

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